29.08.2024

Schwache Leistung der Winterweizensorten in den swiss granum-Versuchen 2023 / 2024

Getreidefeld gründ in verschiedene Zonen aufgeteilt.

Nach den mittelmässigen Ergebnissen des Vorjahres, sind die Erträge der Winterweizensorten in den Sortenversuchen 2024 schwach ausgefallen. Der durchschnittliche Ertrag dieses Jahr unter ÖLN-Bedingungen liegt bei 60.1 dt/ha und unter Extenso-Bedingungen bei 51.2 dt/ha. Der durchschnittliche Proteingehalt hingegen ist aufgrund von Konzentrationseffekten (geringere Anzahl Körner mit gleichbleibender Stickstoffversorgung) deutlich höher als im Vorjahr. Im ÖLN-Anbau liegt der diesjährige Wert bei 14.7% und im Extenso-Anbau bei 14.3%. Die Ergebnisse dienen ausschliesslich zur Beurteilung der Sortenversuche und stellen keine Beurteilung der Weizenqualität in der Schweiz dar.

Schwierige Witterungsbedingungen
In der Anbausaison 2023/2024 waren die Witterungsbedingungen von der Aussaat bis zur Ernte sehr anspruchsvoll. Vor allem in der Westschweiz erschwerten häufige Niederschläge im Herbst die Aussaat zum optimalen Zeitpunkt zu säen. Auf einen sehr milden und feuchten Winter, folgte ein sehr sonnenarmes und niederschlagsreiches Frühjahr. Im Extremfall kam es sogar zu Überschwemmungen. Vor der Ernte sorgten zahlreiche Gewitter begleitet von Sturmböen für Probleme mit der Standfestigkeit. Sämtliche dieser Faktoren mindern das Ertragspotential der Sorten, durch eine geringere Bestockung und eine geringere Anzahl Körner pro Ähre. Vor allem während der Blüte können nasskalte Witterungsbedingungen kombiniert mit einer reduzierten Photosyntheseleistung aufgrund der im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Jahre deutlich geringeren Sonnenscheindauer einen verheerenden Einfluss auf den Ertrag haben.
Die feuchten Bedingungen im Frühjahr begünstigten die Infektion des Blattwerkes und der Ähren mit Pilzkrankheiten. An sämtlichen Standorten wurde ein starker Befall mit Septoria verzeichnet. Auch für Fusarium waren die Bedingungen sehr günstig. Lokal wurden ebenfalls hoher Braunrostbefall festgestellt.

Durchschnitt der Versuchsergebnisse 2023 und 2024
Der gemittelte Ertrag unter ÖLN-Bedingungen über die beiden Jahre 2023 und 2024 beträgt 68.5 dt/ha und der durchschnittliche Proteingehalt 14.0%. Das Hektolitergewicht der in beiden Jahren geprüften Sorten liegt im Durchschnitt bei 76.4 kg/hl.
In der Qualitätsklasse TOP erzielt Axen mit 68.5 dt/ha den höchsten Ertrag. Darauf folgen Caminada (66.3 dt/ha), Piznair (64.8 dt/ha) und Montalbano (63.4 dt/ha). Beim Proteingehalt ist die Reihenfolge umgekehrt: Montalbano erreicht mit 15.2 % den höchsten Wert. Anschliessend folgen Piznair (14.9 %), Caminada (14.8%) und Axen (14.4 %). Beim Hektolitergewicht liegt wiederum Axen mit 77.6 kg/hl an der Spitze. Es folgen Caminada (77.2 kg/hl), Piznair (76.9 kg/hl) und Montalbano (75.0 kg/hl).
In der Klasse I liegt Alpval mit 66.6 dt/ha beim Kornertrag an erster Stelle. Darauf folgen Campanile (66.0 dt/ha), Hanswin (65.0 kg/ha) und Arina (64.3 dt/ha). Arina erreicht mit 14.6 % den höchsten Proteingehalt. Mit deutlichem Abstand folgen Alpval sowie Hanswin (beide 13.8 %) und Campanile (13.6 %). Das höchste Hektolitergewicht erreicht Arina (78.7 kg/hl), gefolgt von Hanswin (77.5 kg/hl). Die beiden hinteren Plätze belegen Campanile (76.4 kg/hl) und Alpval (75.7 kg/hl).
Spontan in der Klasse II erzielt mit 73.2 dt/ha den höchsten Ertrag der geprüften Sorten im Versuch. Der Proteingehalt liegt bei 13.3 % und das Hektolitergewicht bei 76.6 kg/hl.

Unter Extenso-Bedingungen liegt der mittlere Ertrag der Sorten in 2023 und 2024 bei 57.2 dt/ha, der Proteingehalt bei 13.6 % und das Hektolitergewicht bei 76.0 kg/hl.
Im TOP-Segment erzielt Axen mit 59.1 dt/ha den höchsten Ertrag. Es folgen Montalbano (54.4 dt/ha) und Piznair (54.3 dt/ha). Beim Proteingehalt liegt Montalbano mit 14.6 % an erster Stelle. Piznair erreicht 14.2 % und Axen 13.9 %. Das höchste Hektolitergewicht erreicht Axen mit 77.8 kg/hl. An zweiter Stelle folgt Piznair mit 76.2 kg/hl und an dritter Stelle Montalbano mit 73.9 kg/hl.
Den höchsten Ertrag in der Klasse I erzielt Alpval (59.3 dt/ha). Auf Platz zwei liegt Campanile (58.9 dt/ha) und anschliessend auf Platz drei Hanswin (53.6 dt/ha). Der Proteingehalt von Hanswin liegt mit 13.3 % leicht höher als bei Alpval und Campanile (13.1 %). Die Sorte Hanswin hat mit 76.4 kg/hl das höchste Hektolitergewicht, gefolgt von Alpval mit 75.9 kg/hl und Campanile mit 75.6 kg/hl.
In der Klasse II liegt Spontan mit einem Ertrag von 60.9 dt/ha auch im Extenso-Versuch an der Spitze. Der Proteingehalt liegt bei 12.6 % und das Hektolitergewicht bei 75.2 kg/hl.

Ergebnisse von 2024
Sehr frühe Sorten wie Axen und Caminada hatten am wenigsten Probleme mit den ungünstigen Bedingungen der letzten Saison. Insgesamt sind die Erträge 2024 im ÖLN-Anbau (60.1 dt/ha) und im Extenso-Anbau (51.2 dt/ha) jedoch deutlich tiefer als im Vorjahr. 2023 war der durchschnittliche Ertrag 77.3 dt/ha (ÖLN) bzw. 64.9 dt/ha (Extenso). Der Proteingehalt hingegen ist deutlich über dem Vorjahr aufgrund von Konzentrationseffekten (eine gleichbleibende Stickstoffmenge steht einer geringeren Anzahl Körnern zur Verfügung). Konkret liegen die Werte 2024 bei 14.7 % (ÖLN) bzw. 14.3 % (Extenso). Im Vorjahr betrugen sie unter ÖLN-Bedingungen 13.2 % und unter Extenso-Bedingungen 12.7 %. Beim Hektolitergewicht zeigt sich eine deutliche Verringerung im Vergleich zum Vorjahr. Das durchschnittliche Hektolitergewicht 2024 beträgt 73.8 kg/hl (ÖLN) bzw. 73.2 kg/hl (Extenso). Im Vorjahr lagen die Werte bei 78.9 kg/hl (ÖLN) bzw. 78.5 kg/hl (Extenso).
Unter ÖLN-Bedingungen in der Qualitätsklasse TOP erreicht Axen den höchsten Ertrag (60.5 dt/ha), gefolgt von Caminada (58.7 dt/ha), Piznair (54.0 dt/ha), Montalbano (52.0 dt/ha) und Bodeli (45.8 dt/ha). Beim Proteingehalt positioniert sich an erster Stelle Bodeli (16.9 %), gefolgt von Montalbano (16.3 %), Piznair (15.9 %), Caminada (15.8 %) und Axen (15.2 %). Das Hektolitergewicht von Axen (75.8 kg/hl) liegt leicht über dem von Caminada (75.7 kg/hl). Es folgen Piznair (74.4 kg/hl), Montalbano (71.1 kg/hl) und Bodeli (68.6 kg/hl).
In der Klasse I erreicht Arina (59.3 dt/ha) den höchsten Ertrag. Danach folgen Hanswin (56.3 dt/ha), Alpval (55.8 dt/ha) und Campanile (54.3 dt/ha). Auch beim Proteingehalt liegt Arina mit 14.8 % an erster Stelle. Knapp darauf folgen Hanswin (14.7 %), Alpval (14.6 %) und Campanile (14.3 %). Beim Hektolitergewicht führt Arina mit 77.0 kg/hl. Auf die Sorte folgen Hanswin (75.7 kg/hl), Campanile (73.2 kg/hl) und Alpval (72.4 kg/hl).
Spontan (Klasse II) erzielt 66.5 dt/ha Ertrag, einen Proteingehalt von 13.6 % und ein Hektolitergewicht von 74.4 kg/hl.
Beim Extenso-Anbau in der Klasse TOP legen Axen (55.0 dt/ha) und Caminada (54.8 dt/ha) beim Kornertrag auf den ersten beiden Plätzen. Mit deutlichem Abstand folgen Piznair (46.4 dt/ha), Montalbano (45.3 dt/ha) und Bodeli (44.5 dt/ha) auf den hinteren Plätzen. Die umgekehrte Reihenfolge gilt für den Proteingehalt: Bodeli (15.7 %), Montalbano (15.6 %), Piznair (15.1 %), Caminada (14.8 %) und Axen (14.3 %). Beim Hektolitergewicht liegen Axen und Caminada vorne mit 75.8 kg/hl bzw. 75.5 kg/hl. Es folgen Piznair (73.3 kg/hl), Montalbano (69.8 kg/hl) und Bodeli (69.7 kg/hl).
Den höchsten Ertrag in der Klasse I erzielt Alpval mit 49.7 dt/ha dicht gefolgt von Campanile (49.5 dt/ha) und schliesslich Hanswin mit 46.6 dt/ha auf dem letzten Platz. Beim Proteingehalt liegen Alpval und Hanswin mit 13.9 % vor Campanile mit 13.4 %. Das höchste Hektolitergewicht erzielt Hanswin mit 74.4 kg/hl. Alpval und Campanile erreichen 72.9 kg/hl bzw. 72.8 kg/hl.
In der Klasse II erzielt Spontan einen Ertrag von 55.2 dt/ha, einen Proteingehalt von 13.0 % und ein Hektolitergewicht von 72.1 kg/hl.

Beschreibung der Winterweizenversuche 2024 von swiss granum
In Zusammenarbeit mit Agroscope, der Groupe Cultures Romandie, dem Forum Ackerbau und DSP (Delley Semences et Plantes SA) testet swiss granum 24 Winterweizensorten im ÖLN-Verfahren (ökologischer Leistungsnachweis) und 12 Winterweizensorten im Extenso-Verfahren. Das Versuchsnetz umfasst 9 Standorte in der ganzen Schweiz, wo die Versuche auf kleinen Parzellen mit 3 Wiederholungen durchgeführt werden. Dieses Versuchsnetz ermöglicht es, eine statistische Auswertung der Ergebnisse vorzunehmen. Dadurch können die Kenntnisse über das agronomische und qualitative Verhalten jeder Sorte im ÖLN- und Extenso-Verfahren vertieft werden. Zusätzlich zu den offiziellen Versuchen im Extenso-Verfahren von Agroscope stellen diese Versuche eine wertvolle Grundlage dar, um die Sorten für die Liste der empfohlenen Sorten (LES) auszuwählen.
Um in die LES von swiss granum aufgenommen zu werden, muss eine Winterweizensorte die zweijährigen Versuche im Extenso-Netz von Agroscope erfolgreich bestehen. Sie wird danach während zwei Jahren im ÖLN-Netz von swiss granum getestet. Diese Versuche werden in Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau und der Groupe Cultures Romandie durchgeführt. Das Saatgut wird von DSP vorbereitet und geliefert, während Agroscope die Aufbereitung des Erntematerials und die ersten Qualitätsmessungen vornimmt. Sie legt ebenfalls Versuche an, gewährleistet die Koordination innerhalb des Netzes und wertet die Ergebnisse aus.
Die durchschnittliche Saatdichte liegt bei 350 Körner/m2. Die Stickstoffdüngung wird aufgrund der Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futterbau (GRUD) für jeden Standort spezifisch errechnet. Im Extenso-Anbau wird die Stickstoffzufuhr um rund 30 Ein-heiten vermindert. Im ÖLN-Netz erfolgen zudem eine bis zwei Fungizidapplikationen sowie eine Wachstumsreglerapplikation.

Dokumente
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Autoren
Thomas Weisflog

Kontaktperson swiss granum

Silvan Strebel

Kontaktperson Agroscope

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