Kohärenz zwischen Agrarpolitik und Markt herstellen
Die Branchenorganisation swiss granum hat ihre Delegiertenversammlung durchgeführt. Als Ersatz für das langjährige Vorstandsmitglied Christian Oesch wurde Beat Röösli neu in den Vorstand gewählt. Fritz Glauser hob an der Delegiertenversammlung hervor, dass die Erwartungen der Politik und diejenigen des Marktes kohärent sein müssen. An der am gleichen Tag stattfindenden Qualitätstagung wurden die Entwicklung der Erntequalität und der Qualitätsansprüche beim Brotgetreide beleuchtet sowie die Erntequalitätsresultate für Brotweizen vorgestellt.
Fritz Glauser, Präsident swiss granum, ging in seiner Eröffnungsrede auf das Spannungsfeld zwischen dem Absenkpfad der Hilfsmittel in der Pflanzenproduktion sowie der Qualitätsanforderungen der Verarbeiter ein. «Die Erwartungen der Politik sind nicht mehr kohärent mit denjenigen des Marktes», hob er hervor. Dieser Widerspruch müsse bei der Agrarpolitik AP30+ behoben werden. Die landwirtschaftliche Produktion – unter Berücksichtigung der Erwartungen der Abnehmer – «soll wieder in den Vordergrund gerückt werden». Diese müsse nachhaltig sein für alle Branchenpartner: sowohl wirtschaftlich, als auch sozial und umweltgerecht. Er betonte, dass es dabei gilt, «die richtige Balance zu finden».
Über das vergangene Geschäftsjahr und die Aktualitäten informierte der Direktor Stephan Scheuner. Er verwies auf die je nach Kultur unterschiedlichen Entwicklungen und Herausforderungen. Er führte aus, dass die Erntemengen bei den meisten Kulturen deutlich höher ausfielen als im Vorjahr. Zusammen mit den frei verfügbaren Lagermengen resultiert aus der diesjährigen Brotgetreideerntemenge ein positiver Saldo von rund 100’000 t. Damit «könne eine ausreichende Versorgung sichergestellt werden». Bei den Ölsaaten präsentiert sich die Situation je nach Kultur unterschiedlich. Bei den Sonnenblumen zeigt sich ein kontinuierliches Wachstum, beim Raps sind die Mengen und die Preise für HOLL-Raps zwar verglichen zum Vorjahr ebenfalls höher. Die inländische Rapsmenge reichte jedoch wiederum nicht aus, um die Nachfrage zu decken.
Swiss granum zeigte an ihrer Delegiertenversammlung Herausforderungen auf, mit denen sich die Branche konfrontiert sieht. Dazu zählt etwa die Reduktion der Treibhausgasemissionen von Ölsaaten und Getreide oder auch die von der Branche abgelehnten Sparmassnahmen im Entlastungspaket 2027 des Bundes. Zu ersterem diskutieren innerhalb der Branche Arbeitsgruppen die Möglichkeiten. Gefordert ist die Branche auch mit den Bestrebungen zur Qualitätsverbesserung von Brotgetreide. Die angepasste Proteinbezahlung wird im Sinne eines Monitorings begleitet und die Arbeit zur Weiterentwicklung der Proteinbezahlung fortgeführt.
Für die Amtsdauer bis 2027 wurde Beat Röösli, Geschäftsführer der VSF, als neues Vorstandsmitglied gewählt. Er folgt auf Christian Oesch, welcher als langjähriges Kommissions- und Arbeitsgruppenmitglied sowie seit 2016 im Vorstand von swiss granum vertreten war. Die statutarischen Geschäfte gaben keinen Anlass zu Diskussionen und wurden von den anwesenden Delegierten einstimmig verabschiedet.
Am gleichen Tag fand ebenfalls die gemeinsam mit dem Verein Schweizer Brot organisierte Qualitätstagung statt. Diese stand unter dem Motto «Entwicklung der Erntequalität und der Qualitätsansprüche beim Brotgetreide und Auswirkungen auf die inländische Versorgung». Die Referenten betonten die Wichtigkeit der inländischen Produktion, an die jedoch zahlreiche Erwartungen bestehen. An der Tagung wurde deutlich gemacht, dass es für die Herausforderungen und die Lösungsansätze eine Gesamtbetrachtung braucht. Der Branchenorganisation Swiss granum kommt dabei als Diskussionsplattform eine wichtige Rolle zu, um für alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette akzeptable Lösungen zu finden. Wie gewohnt wurden an der Tagung auch die Resultate der Sortenversuche sowie der Qualitätserhebung der inländischen Getreideernte vorgestellt.
Über swiss granum
Swiss granum ist die Schweizerische Branchenorganisation Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen. Sie vereint die verschiedenen Dachorganisationen der Schweizer Wertschöpfungskette – von der Produktion bis zur Verteilung, über die verschiedenen Stufen der Verarbeitung und des Handels. Die Personen oder Betriebe sind über ihre Dachorganisation wiederum Mitglied von swiss granum. Die Branchenorganisation zählt 17 Mitgliederorganisationen, welche auf vier Interessengruppen verteilt sind.
Gemessen an der Zahl der Firmen und Beschäftigten ist die Getreide-, Ölsaaten- und Eiweisspflanzenbranche ein bedeutender Zweig der schweizerischen Nahrungsmittelbranche und beschäftigt rund 40'000 Personen. Dadurch spielt swiss granum eine wichtige Rolle als Verhandlungs-, Informations- und Kommunikationsplattform.