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Sehr gute Wintergerstenerträge in den Sortenversuchen

Die Wintergerstensortenversuche 2020 von swiss granum (ÖLN-Anbau) und Agroscope (Extenso-Anbau) weisen sehr gute Resultate auf, insbesondere im ÖLN-Anbau. Die Ergebnisse dienen ausschliesslich zur Beurteilung der Sortenversuche und sind keine Beurteilung der Gerstenernte in der Schweiz.

2020: ein sehr gutes Jahr für den Ertrag
Der Ertragsdurchschnitt im ÖLN-Anbau liegt bei 100.8 dt/ha, das heisst 4.2 dt/ha höher als derjenige des Vorjahres (96.6 dt/ha). Im Extenso-Anbau liegt der Unterschied ebenfalls bei 4.2 dt/ha, mit 82.2 dt/ha im Jahr 2020 (78.0 dt/ha im Jahr 2019).
Der Ertragsunterschied zwischen ÖLN- und Extenso-Anbau ist dieses Jahr gleich wie letztes Jahr und beträgt 18.6 dt/ha. 2018 lag er bei 6.2 dt/ha.
Die Gerste hat im Jahr 2020 hohe Erträge erbracht. Die Standfestigkeit variierte stark je nach Standort, im Allgemeinen war sie jedoch gut. Das gleiche gilt für die Krankheiten. Bei gewissen Standorten war der Braunrost- und Blattfleckenbefall hoch.

Körner von mittelmässiger Qualität
Die Hektolitergewichte sind durchschnittlich. Im ÖLN-Anbau liegt der Durchschnitt mit 65.7 kg/hl auf dem gleichen Niveau wie 2019. Im Extenso-Anbau liegt er bei 64.5 kg/hl und ist somit um 2.5 kg/hl höher als 2019 bzw. 6.7 kg/hl höher als 2018.
Der Proteingehalt liegt im Extenso-Anbau bei 10.7%. Der Durchschnitt ist leicht tiefer als in den Vorjahren (11.3 und 11.4% im 2018 und 2019). Die Tendenz ist im ÖLN-Anbau umgekehrt. Mit 12.4% ist der Durchschnitt höher als 2019 (11.8%) und vergleichbar mit 2018 (12.3%).

Die neuen Sorten der Liste empfohlener Sorten zeigen ihre Stärken
Die Hybridsorte SY Galileoo befindet sich an erster Stelle im Extenso-Anbau und an zweiter Stelle im ÖLN-Anbau mit Erträgen von 87.9 dt/ha und 106.1 dt/ha. Ihr Hektolitergewicht im ÖLN- (64.7 kg/hl) und Extenso- Anbau (63.7 kg/hl) ist leicht tiefer als der Durchschnitt (65.7 kg/hl im ÖLN- und 64.5 kg/hl im Extenso-Anbau). Mit 12.3% im ÖLN- und 10.5% im Extenso-Anbau ist ihr Proteingehalt leicht tiefer als der Durchschnitt.
Unter den sechszeiligen Sorten erzielt die Sorte Belinda mit 66.8 kg/hl das beste Hektolitergewicht im ÖLN-Anbau. Sie wird nur von den zweizeiligen Sorten der Liste Maltesse (68.3 kg/hl) und KWS Cassia (67.4 kg/hl) übertroffen. Sie hat ebenfalls den höchsten Proteingehalt im ÖLN- und Extenso-Anbau (13.0% und 11.5%). Im ÖLN-Anbau folgt ihr mit 12.6% die Sorte KWS Cassia. Im Extenso-Anbau kommen die Sorten KWS Orbit mit 10.9% und KWS Tonic mit 10.8% an zweiter und dritter Stelle.
Dieses Jahr befindet sich die Hybridsorte SY Baracooda mit einem Ertrag von 106.9 dt/ha an erster Stelle im ÖLN-Anbau. Mit 102.4 dt/ha erreicht die Sorte KWS Tonic hinter SY Galileoo den dritten Platz. Nach ihr folgen die Sorten KWS Higgins (102.2 dt/ha) und KWS Orbit (102.1 dt/ha).
Im Extenso-Anbau erreicht SY Baracooda mit 83.8 dt/ha den zweiten Rang. Nach ihr folgen nahe beieinander KWS Cassia (79.9 dt/ha), KWS Higgins (79.7 dt/ha) und KWS Tonic (79.5 dt/ha). Die zweizeilige Sorte Maltesse weist das beste Hektolitergewicht auf (65.6 kg/hl). Sie wird von den Sorten Belinda (65.1 kg/hl) und KWS Cassia (64.6 kg/hl) gefolgt, die über dem Versuchsdurchschnitt von 64.5 kg/hl liegen.
Die Ergebnisse dienen ausschliesslich zur Beurteilung der Sortenversuche und sind keine Beurteilung der Gerstenernte in der Schweiz

Auftreten von Gelbverzwergungsvirus
Der Gelbverzwergungsvirus ist ein Virus, welcher durch verschiedene Blattläusearten (hauptsächlich die Art Rhopalosiphum padipendant) im Herbst übertragen wird. Die Symptome in den Parzellen sind eine Vergilbung der Pflanzen und das Auftreten von Zwergwuchs. Die Symptome treten in Infektionsherden auf [1].
Das diesjährige Auftreten dieser Krankheit in der Romandie ermöglichte einige Beobachtungen. Die zweizeiligen Sorten Maltesse und KWS Cassia waren vom Virus weniger stark betroffen. Der Ertragsverlust dieser beiden Sorten ist geringer und liegt bei 35.8 und 33.5 dt/ha, wie die untenstehende Grafik zeigt (bei durchschnittlichen Erträgen von 92.1 und 91.7 dt/ha). Sorten mit einem höheren Ertragspotential erleiden höhere Verluste, mit einem Verlustdurchschnitt von 53.4 dt/ha für die Hybridsorte SY Baracooda (Ertragsdurchschnitt im ÖLN-Anbau 106.9 dt/ha). Die Tendenz ist die gleiche für die Sorten KWS Tonic und KWS Orbit, die beide 50% ihres Ertragsdurchschnitts verloren haben. Es ist unklar, warum die Blattläuse, welche Virus-Vektor sind, mehr an den sechszeiligen Sorten interessiert zu sein scheinen. Es handelt sich zudem um Beobachtungen von nur einem Jahr und einem Standort. Deshalb sind weitere Daten nötig, bevor Schlussfolgerungen zur Sortenanfälligkeit gezogen werden können.

 

[1] Derron J.O., Goy G., 1998. Aptitude de différentes techniques de piégeage des pucerons vecteurs à prévoir les épidémies de jaunisse nanisante de l'orge (BYDV). Revue suisse Agric. 30 (3), 125-129

 

Beschreibung der Wintergerstenversuchen 2020 von swiss granum
In Zusammenarbeit mit Agroscope, der Groupe Cultures Romandie, dem Forum Ackerbau und DSP (Delley Samen und Pflanzen AG) testet swiss granum 20 Wintergerstensorten im ÖLN-Verfahren (ökologischer Leistungsnachweis), die ebenfalls im Extenso-Versuchsnetz von Agroscope getestet werden. Das Versuchsnetz umfasst 8 Standorte in der ganzen Schweiz, wo die Versuche auf kleinen Parzellen mit 3 Wiederholungen durchgeführt werden. Dieses Versuchsnetz ermöglicht es, eine statistische Auswertung der Ergebnisse vorzunehmen. Dadurch können die Kenntnisse über das agronomische Verhalten jeder Sorte im ÖLN- und Extenso-Verfahren vertieft werden. Zusätzlich zu den offiziellen Versuchen im Extenso-Verfahren von Agroscope stellen diese Versuche eine wertvolle Grundlage dar, um die Sorten für die Liste der empfohlenen Sorten (LES) auszuwählen.
Um in die LES von swiss granum aufgenommen zu werden, muss eine Wintergerstensorte die zweijährigen Versuche im Extenso-Versuchsnetz von Agroscope und parallel die zweijährigen Versuche im ÖLN-Versuchsnetz von swiss granum erfolgreich bestanden haben. Diese Versuche erfolgen in Zusammenarbeit mit der Groupe Cultures Romandie und dem Forum Ackerbau. Das Saatgut wird von DSP vorbereitet und geliefert. Die Erntebehandlung und die ersten Qualitätsmassnahmen werden von Agroscope Reckenholz vorgenommen. Agroscope Changins koordiniert das Netz und wertet die Ergebnisse aus.
Die durchschnittliche Saatdichte liegt bei 180 Körner/m2 für Hybridsorten, 280 Körner/m2 für die sechszeiligen Sorten und 300 Körner/m2 für die zweizeiligen Sorten. Die Stickstoffdüngung wird aufgrund der Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futterbau (GRUD) für jeden Standort spezifisch errechnet. Im Extenso-Anbau wird die Stickstoffzufuhr um rund 30 Einheiten vermindert. Im ÖLN-Netz erfolgen zudem eine bis zwei Fungizidapplikationen sowie ein bis zwei Wachstumsreglerapplikationen.