
Leistung der Winterweizensorten in den swiss granum-Versuchen 2021 / 2022
Trotz der Dürreperiode im Frühjahr waren die Resultate der diesjährigen Winterweizensortenversu-che zufriedenstellend. Die Ernte 2022 ist sowohl in Bezug auf den Ertrag als auch die Qualität deut-lich besser ausgefallen als im Vorjahr. Der Ertragsdurchschnitt im ÖLN-Anbau liegt bei 83.9 dt/ha und im Extenso-Anbau bei 76.8 dt/ha. Der durchschnittliche Proteingehalt liegt bei 14.5% unter ÖLN Bedingungen und bei 13.8% unter Extenso Bedingungen. Die Resultate dienen ausschliesslich zur Beurteilung der Sortenversuche und sind keine Beurteilung der Weizenqualität in der Schweiz.
Die Witterung war bis auf das Niederschlagsdefizit im Frühjahr günstig. Aufgrund dieser trockenen und heis-sen Bedingungen, konnten die Versuche früher als in den vergangenen Jahren geerntet werden. Die meis-ten Standorte wurden nicht stark durch die Unwetter während der Ernteperiode beeinträchtigt. Die Gewitter hatten jedoch einen starken Einfluss auf die Standfestigkeit der Pflanzen. Der Krankheitsdruck war mittel-mässig bis gering. Einzig Septoria wurde an sämtlichen Standorten beobachtet. Ebenfalls an zahlreichen Standorten wurden Braunrostinfektionen und Mehltau verzeichnet. Der Befall mit Mehltau ebenso wie Fusa-rium (falls vorhanden) war wegen den trockenen Bedingungen im Frühjahr jedoch meist gering.
Durchschnitt der Versuchsresultate 2021 und 2022
Im ÖLN-Anbau liegt der zweijährige Ertragsdurchschnitt bei 77.5 dt/ha und der durchschnittliche Proteingehalt bei 14.0% (Abb. 1). Das Hektolitergewicht ist im Durchschnitt über alle Sorten über beide Jahre 78.3 kg/hl (Abb. 2).
Beim Kornertrag erreichen den ersten respektive dritten Platz in der Qualitätsklasse TOP die beiden neu auf der Liste empfohlener Sorten geführten Sorten Axen (76.7 dt/ha) und Bonavau (74.5 dt/ha). Auf Platz zwei, vier und fünf liegen Cadlimo, Diavel und Piznair (75.8 dt/ha, 73.2 dt/ha, 73.0 dt/ha). Montalbano und CH Nara besetzten die letzten beiden Plätze in dieser Klasse mit 72.4 dt/ha respektive 71.9 dt/ha. Die ersten drei Plätze beim Proteingehalt in der Klasse TOP erreichen Diavel und Piznair mit 15.1% und Axen mit 15.0%. Darauf folgen Montalbano und CH Nara mit 14.7%, Bonavau mit 14.6%. Cadlimo bildet das Schluss-licht mit 14.3%. Beim Hektolitergewicht liegen Diavel (79.8 kg/hl), CH Nara (79.7 kg/hl) und Cadlimo (79.5 kg/hl) an der Spitze. Anschliessend folgen Axen (78.4 kg/hl), Piznair (77.7 kg/hl) und Montalbano (77.4 kg/hl). An letzter Stelle in der Klasse TOP liegt mit 77.1 kg/hl Bonavau.
In der Klasse I ist erneut Hanswin die ertragreichste Sorte mit 78.4 dt/ha. Darauf folgen Campanile und Alpval, die neu auf der Liste empfohlener Sorten geführte Sorte, mit 78.0 dt/ha und 77.0 dt/ha. Weit abge-schlagen in dieser Klasse liegt Arina an letzter Stelle mit 71.9 dt/ha. In der Klasse II ist Spontan mit 83.6 dt/ha vor Posmeda mit 83.0 dt/ha klassiert. Bei den Proteingehalten der Klasse I liegt Arina wie gewohnt an erster Stelle mit 15.1%. Anschliessend sind Alpval, Hanswin und Campanile mit 13.6%, 13.5% und 13.3% in der Rangliste. In der Qualitätsklasse II liegt Posmeda (13.4%) knapp vor Spontan (13.2%). In Bezug auf das Hektolitergewicht belegen in der Klasse I Hanswin (80.3 kg/hl) und Arina (79.9 kg/hl) die beiden vorderen Plätze. Die beiden hinteren Plätze belegen Campanile (78.3 kg/hl) und Alpval (77.2 kg/hl). In der Klasse II erreicht Posmeda 78.3 kg/hl und Spontan 77.7 kg/hl.
Wie gewohnt erzielen die beiden Futterweizensorten die höheren Erträge als die Brotweizensorten. Cam-pesino, die auf der Liste empfohlener Sorten geführte Futterweizensorte, erzielt 89.4 dt/ha und Poncione 84.5 dt/ha.
Der Versuchsdurchschnitt im Extenso-Anbau in 2021 und 2022 liegt bei 71.3 dt/ha Ertrag und 13.0% Pro-teingehalt. Dies ist 6.2 dt weniger Ertrag respektive 1% tieferer Proteingehalt im Vergleich zum ÖLN-Anbau (es werden jedoch nur 12 Sorten in den Extenso Versuchen getestet im Vergleich zu 24 Sorten in den ÖLN Versuchen). Das durchschnittliche Hektolitergewicht ist 76.9 kg/hl (minus 1.4 kg im Vergleich zum ÖLN-Anbau).
Mit Abstand den höchsten Ertrag in der TOP Qualitätsklasse unter Extenso Bedingungen erreicht Cadlimo mit 68.9 dt/ha. Die folgenden Plätze besetzen Montalbano (66.4 dt/ha), CH Nara (65.8 dt/ha) und Piznair (65.4 dt/ha). Beim Proteingehalt ist die Rangliste genau umgekehrt: Piznair 14.5%, CH Nara und Montalba-no 14.1% und and letzter Stelle Cadlimo 13.4%. Cadlimo erreicht auch beim Hektolitergewicht den höchsten Wert mit 78.9 kg/hl gefolgt von CH Nara mit 78.6 kg/hl. Piznair und Montalbano erzielen 77.0 kg/hl und 76.9 kg/hl.
In der Klasse I löst Campanile mit 70.3 dt/ha Hanswin mit 69.7 dt/ha Ertrag an der Spitze ab. In der Klasse II liegt Posmeda (75.0 dt/ha) knapp vor Spontan (74.8 dt/ha). Die Proteingehalte von Campanile, Hanswin und Posmeda sind 12.9%. Spontan erreicht 12.6%. In der Futterklasse liegt Campesino mit 80.6 dt/ha Ertrag deutlich vor Poncione mit 75.7 dt/ha (Abb. 3)
Resultate von 2022
Sowohl Erträge als auch Proteingehalte sind 2022 deutlich höher im ÖLN-Anbau (83.9 dt/ha und 14.5%) und im Extenso-Anbau (76.8 dt/ha und 13.8%) im Vergleich zum Vorjahr. 2021 waren die Durchschnittserträge 71.3 dt/ha (ÖLN) respektive 64.9 dt/ha (Extenso) und die Proteingehalte 13.4% (ÖLN) respektive 12.6% (Extenso). Das durchschnittliche Hektolitergewicht ist 2022 81.7 kg/hl (ÖLN) respektive 80.3 kg/hl (Extenso).
In dieser Saison erzielt Cadlimo unter ÖLN Bedingungen in der TOP Klasse den höchsten Ertrag (82.0 dt/ha) gefolgt von Axen (81.3 dt/ha) und Bonavau (80.8 dt/ha) (Abb. 4). Beim Proteingehalt liegt Piznair an der Spitze (15.9%). Nachfolgend sind Axen (15.6%), Diavel (15.5%) und Montalbano (15.4%) klassiert. Beim Hektolitergewicht liegen Diavel und CH Nara an vorderster Front mit 83.2 kg/hl respektive 83.0 kg/hl.
In der Qualitätsklasse I löst Campanile (84.2 dt/ha) Hanswin (83.7 dt/ha) beim Ertrag von der Spitze ab. In der Klasse II liegt Spontan mit 91.2 dt/ha vor Posmeda mit 90.0 dt/ha. Den höchsten Proteingehalt in Klasse I erreicht wie gewohnt Arina mit 15.6%. Der Proteingehalt der restlichen Sorten der Klasse I und II liegt zwischen 13.8% und 14.1%. Die Sorte mit dem höchsten Hektolitergewicht unter ÖLN Bedingungen ist Hanswin mit 84.1 kg/hl.
Der höchste Ertrag sowohl im ÖLN-Anbau (98.3 dt/ha) sowie auch im Extenso-Anbau (89.6 dt/ha) erreicht die Futterweizensorte Campesino.
In der Klasse TOP sind auch unter Extenso Bedingungen Cadlimo und Axen an der Spitze mit 75.5 dt/ha respektive 73.8 dt/ha Ertrag und Piznair mit 15.3% beim Proteingehalt. Cadlimo and Axen haben das höchste Hektolitergewicht der Klasse mit 81.8 kg/hl.
In der Klasse I erreicht Alpval den höchsten Ertrag mit 77.3 dt/ha und Posmeda in Klasse II mit 82.1 dt/ha. Alpval erzielt ebenfalls den höchsten Proteingehalt der Klasse I mit 13.9%. In der Klasse II liegt der Gehalt bei Spontan und Posmeda bei 13.4%. Das höchste Hektolitergewicht der Versuchssorten erreicht, wie schon im ÖLN-Anbau, Hanswin mit 83.3 kg/hl.
Beschreibung der Winterweizenversuche 2022 von swiss granum In Zusammenarbeit mit Agroscope, der Groupe Cultures Romandie, dem Forum Ackerbau und DSP (Delley Semences et Plantes SA) testet swiss granum 24 Winterweizensorten im ÖLN-Verfahren (ökologischer Leistungsnachweis) und 12 Winterweizensorten im Extenso-Verfahren. Das Versuchsnetz umfasst 10 Standorte in der ganzen Schweiz, wo die Versuche auf kleinen Parzellen mit 3 Wiederholungen durchgeführt werden. Dieses Versuchsnetz ermöglicht es, eine statistische Auswertung der Ergebnisse vorzunehmen. Dadurch können die Kenntnisse über das agronomische und qualitative Verhalten jeder Sorte im ÖLN- und Extenso-Verfahren vertieft werden. Zusätzlich zu den offiziellen Versuchen im Extenso-Verfahren von Agroscope stellen diese Versuche eine wertvolle Grundlage dar, um die Sorten für die Liste der empfohlenen Sorten (LES) auszuwählen. Um in die LES von swiss granum aufgenommen zu werden, muss eine Winterweizensorte die zweijährigen Versuche im Extenso-Netz von Agroscope erfolgreich bestehen. Sie wird danach während zwei Jahren im ÖLN-Netz von swiss granum getestet. Diese Versuche werden in Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau und der Groupe Cultures Romandie durchgeführt. Das Saatgut wird von DSP vorbereitet und geliefert, während Agroscope die Aufbereitung des Erntematerials und die ersten Qualitätsmessungen vornimmt. Sie legt ebenfalls Versuche an, gewährleistet die Koordination innerhalb des Netzes und wertet die Ergebnisse aus. Die durchschnittliche Saatdichte liegt bei 350 Körner/m2. Die Stickstoffdüngung wird aufgrund der Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futterbau (GRUD) für jeden Standort spezifisch errechnet. Im Extenso-Anbau wird die Stickstoffzufuhr um rund 30 Einheiten vermindert. Im ÖLN-Netz erfolgen zudem eine bis zwei Fungizidapplikationen sowie eine Wachstumsreglerapplikation. |